Call of Duty 4 Modern Warfare – Spielebericht

Egoshooter Call of Duty 4 Modern Warfare im Test

Von Michael Dees – netzwelt.de

Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, endlich auch für „Call of Duty“. Die Fortsetzung der beliebten Shooterreihe macht aktuelle Krisen zur Grundlage eines Actionspektakels, das durch den Einsatz moderner Waffensysteme explosiver daherkommt als je zuvor. Passionierten Frontschweinen verschafft „Modern Warfare“ sogar das zweifelhafte Vergnügen, hautnah einen Atomschlag mitzuerleben. So viel steht fest: Mehr Kriegsaction geht zurzeit nicht!

Call of Duty 4 Modern Warfare

Schon die Anfangssequenz macht deutlich, welches Ziel die Macher mit dem vierten Teil verfolgen: Noch mehr Härte, mehr Atmosphäre, mehr Intensität. Aus der Perspektive eines gestürzten arabischen Politikers zeigt der Vorspann dessen Verschleppung und Hinrichtung. Nicht in schnellen Schnitten oder als leicht verdauliche Randepisode, sondern quälend langsam und brennend realistisch. Auf dem Rücksitz eines alten Daimlers wird der „Verräter“ von Extremisten an seine Hinrichtungsstätte kutschiert.

Während der ruhigen Autofahrt bleibt Zeit, viel Zeit, das Chaos in den engen Straßen des orientalischen Molochs zu beobachten: Panische Zivilisten auf der Flucht vor Militärs, Hausdurchsuchungen, Massenerschießungen. Nach Minuten ist das Ziel erreicht. Der Delinquent wird aus dem Wagen gezerrt, in einen Hinterhof geprügelt und vor laufenden Kameras hingerichtet. Den Verantwortlichen dieses Verbrechens zu hassen, fällt aufgrund der so bedrückenden wie technisch famosen Bilder leicht, zumal er illegitimer Besitzer einer Atombombe ist: Al-Asad muss büßen. Und mit ihm hunderte Anhänger.

Kanonendonner und Blitzheilung

Deren Tod wird von modernsten Waffen verursacht. Während am Boden die üblichen Infanteriewaffen knattern, werden am Himmel dickere Geschütze bedient. Als Bordschütze einer AC-130 darf man sich entspannt zurücklehnen und ohne Gegenwehr feindliche Bodenziele pulverisieren. Das Ganze erinnert an jene grobkörnigen Bilder, die im Zuge des Antiterrorkrieges um die Welt gingen.

Ob am Boden oder in der Luft: „Call of Duty 4“ spielt sich ausgezeichnet. Die Steuerung ist punktgenau, das Waffenverhalten so präzise wie möglich und so realistisch wie nötig. Action und Kurzweil stehen im Vordergrund. Bei Verletzungen genügt es, die Spielfigur aus dem Schussfeld zu nehmen, binnen Sekunden sind Kriegswunden ausgeheilt. Trotzdem wird der Spielfluss noch durch Sterbemeldungen unterbrochen, woraufhin der letzte Kontrollpunkt geladen wird. Todesursache Nummer eins: feindliche Handgranaten. Zwar können diese zurückgeworfen werden, in besonders heißen Gefechten klappt das aber nicht immer. Dann ist es besser, man rennt, sobald ein Symbol vor Sprengkörpern warnt.

Eine sicherere Methode, den Heldentod zu sterben, ist der Aufenthalt an geparkten Fahrzeugen. Nach ein paar Einschüssen verwandelt sich die vermeintliche Deckung in eine tödliche Sprengfalle. Umgekehrt lässt sich dieser Umstand natürlich auch zum eigenen Vorteil nutzen. Auch weiche Materialien wie Holz bieten keinen Schutz, wenn sie längerem Beschuss ausgesetzt sind. Aus dieser Tatsache schlagen Computergegner zu selten Kapital. Während die Künstliche Intelligenz der Verbündeten spürbar zugelegt hat, gehen die Terroristen recht leichtsinnig mit ihrer virtuellen Gesundheit um. Des Öfteren stürmen sie direkt ins Feindfeuer.

Der Vorteil des Massensterbens: Die Häuser- und Straßenkämpfe sind noch schneller, noch dramatischer. Kampfschreie, Explosionen und Waffensounds bilden ein fast schon stehendes Geräusch. Hinzu kommt eine 3D-Grafik, die sich trotz niedrigeren Hardwarehungers mit der Crytek2-Engine (Crysis) messen kann. Knackige Texturen, weiche Bewegungen, reich ausstaffierte Kulissen: „Call of Duty 4“ sieht fantastisch aus.

Getragen werden die Einsätze von einer Hintergrundgeschichte über russische und arabische Tunichtgute. In wechselnden Episoden kämpft der Spieler als Mitglied des britischen SAS in Russland und für die US-Marines im Nahen Osten. Die Zusammenhänge zwischen den Krisenregionen liegen auf der Hand, genauso wie die Trennung von Gut und Böse. Gewisse Situationen könnten glatt als westliche Arroganz gedeutet werden. Nach der Erstürmung einer arabischen Fernsehanstalt ersetzt ein GI die von dort gesendete Videobotschaft durch Hip Hop.

Die Zwischensequenzen sind geprägt von einer technisierten Ästhetik, die an Rüstungsspezi Tom Clancy erinnert: Drahtgittermodelle, Satellitenaufnahmen, Radarschirme, interaktive Grafiken. Ebenfalls an Tom Clancy erinnern Missionen, die das Meiden von Feindkontakt vorsehen. In der Sperrzone von Tschernobyl – diese Episode spielt in der Vergangenheit – muss der Spieler in Tarnmontur über ein Feld robben, das zur gleichen Zeit feindliche Panzer und Spähtrupps durchqueren. Diese mit wirkungsvoller Musik hinterlegten Abschnitte sind nicht nur spannend, sie nehmen das Tempo immer dann heraus, wenn sich das dauernde Geballer zu verschleißen droht.

(Wehr-)Pflichtprogramm

Trotz globaler Pulverfassstimmung scheint das Interesse an Kriegsspielen ungebrochen. In den Verkaufscharts schlug „Call of Duty 4“ ein wie die sprichwörtliche Bombe. Ein Grund für diesen Erfolg ist die gelungene Abkapselung von der verbrauchten Weltkriegsthematik. Durch die Einbeziehung von Nachtsichtgeräten und Blendgranaten sowie wohl dosierten Schleichanlagen erweitern die Macher den Optionsradius, ohne den Actioncharakter zu verfälschen. Die Schlagzahl früherer Teile behält „Modern Warfare“ nicht nur bei, es steigert sie noch.

Nach (nur) sechs bis acht Stunden Spielzeit sind Shooterfans um eine fabelhafte Spielerfahrung reicher. Frieden herrscht dann noch lange nicht, denn auch im Multiplayermodus läuft dieser Titel auf Höchstform. Dafür sorgen nicht nur unterschiedliche Klassen und Spielvarianten, dank eines motivierenden Rangsystems schalten sich mit der Zeit Waffenupgrades und Spezialfähigkeiten frei. Nützliche Einstellungsmöglichkeiten und Filterfunktionen machen das Netzwerkglück perfekt.

Quelle: netzwelt.de

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