Der Chefredakteur der BILD-Zeitung Kai Diekmann hat mit einem persönlichen Schreiben an den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck auf dessen Kritik an der Ausstrahlung der BILD-OSGAR-Verleihung in der ARD reagiert.
Bei der spontanen Programmänderung sei es darum gegangen, so Diekmann an den SPD-Vorsitzenden, „den Worten von Bundeskanzler a. D. Helmut Schmidt größtmögliche Publizität zukommen zu lassen.“ Der SPD-Politiker hatte in seiner Rede unter anderem Willy Brandt gewürdigt sowie die „Errungenschaft unseres Sozialstaats“ und dessen Sicherung gelobt. Schmidt schloss mit den Worten: „Das gemeinsame öffentliche Wohl muss vorgehen vor dem Wohl der eigenen Zeitung oder der eigenen Partei – vor dem Wohl der Wähler oder der eigenen Aktionäre, vor dem Wohl der eigenen Bank oder der eigenen Gewerkschaft oder der eigenen Branche.“ Die ARD übertrug die Danksagung des Ehrenpreisträgers in vollem Wortlaut.
Kurt Beck hatte daraufhin auf einer SPD-Veranstaltung in Heidelberg bemängelt, die ARD habe ihr Programm für „eine Werbesendung der BILD-Zeitung“ geändert. Diese Entscheidung schlage „dem Fass den Boden aus“ und geschehe „nicht im öffentlich-rechtlichen Auftrag“. Diekmann entgegnete, der Mitschnitt der Medienpreis-Verleihung in Leipzig sei vielmehr eine „Werbesendung für die Demokratie“ gewesen. Im übrigen zähle, „wie so oft, nicht die Verpackung, sondern der Inhalt“. Der Chefredakteur der BILD-Zeitung fügte seinem Schreiben die komplette Rede von Helmut Schmidt und die Laudatio von Angela Merkel bei, da er sich das „Missfallen“ des SPD-Chefs nur durch „ungenügende Unterrichtung über den BILD OSGAR“ erklären könne.
Beim Medienpreis BILD OSGAR waren am Dienstag vergangener Woche in Leipzig u. a. Helmut Schmidt, Bill Clinton, Alexandra Maria Lara, Udo Jürgens, Udo Lindenberg, Oliver Kahn und Hartmut Mehdorn ausgezeichnet worden. Unter den Laudatoren befanden sich Angela Merkel, Dieter Zetsche, Bob Geldof, Veronica Ferres und Anthony Hopkins.
Auch der Deutsche Kulturrat hatte die spontane Programmänderung der ARD als „Trivialisierung des Programms“ missbilligt, war damit jedoch bei Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) auf Unverständnis gestoßen: „Die abschließende Botschaft ‚Das gemeinsame öffentliche Wohl muss die oberste Richtlinie bleiben‘ halte ich für ein politisches Vermächtnis von Helmut Schmidt.“ Die ARD-Ausstrahlung habe dafür gesorgt, dass bundesweit eine große Zahl von Zuschauern über diese Inhalte informiert und berührt wurde. Das sei bestes öffentlich-rechtliches Fernsehen im Sinn des Grundversorgungsauftrages gewesen.