Bill Gates letzter Arbeitstag bei Microsoft

Von Mehmet Toprak – netzwelt.de

Der Beruf des elder statesman ist wahrscheinlich einer der schönsten der Welt: Kein überfüllter Terminkalender mehr, keine Meetings, kein Erfolgsdruck. Der ganze Stress, alles ist weg. Als elder statesman ist man beliebt wie Michail Gorbatschow, wird bewundert wie Helmut Schmidt und hält gutbezahlte Reden wie Bill Clinton. Jetzt hat auch die IT-Industrie ihren ersten elder statesman. Genau genommen erst ab morgen, denn an diesem Freitag ist der letzte Arbeitstag von Bill Gates.

Microsoft im Jahr 1978
Bill Gates und seine Microsoft Kollegen im Jahre 1978 – der größte Teil der Personen arbeitet noch heute bei Microsoft. (Bild: news.bbc.co.uk)

Wird er an seinem letzten Arbeitstag noch was reißen? Irgendwas entscheiden? Wohl nicht. Das erwartet auch keiner, schließlich hat der Mann genug geleistet. Über die wahrhaft erstaunliche Karriere des Software-Nerds aus Seattle, der zum reichsten Mann des Planeten aufstieg, ist diese Tage eigentlich schon alles geschrieben worden. Netzwelt hat sich deshalb die Neuen angesehen, die Microsoft von nun an führen werden: Das neue Führungstrio besteht aus Managern, die schon lange Spitzenpositionen in Redmond einnehmen: CEO Steve Ballmer, Chief Research und Strategy Officer Craig Mundie sowie Chief Software Architect Ray Ozzie. Microsoft setzt also auf Kontinuität in der Unternehmensführung.

Steve Ballmer, CEO
Ballmer ist schon seit 1980 bei Microsoft und der erste Manager, den Gates einstellte. Seitdem hat er verschiedenste Positionen inne, unter anderem in der Betriebssystem-Entwicklung, im Verkauf und im Support. Seit Januar 2000 ist er CEO (chief executive officer). Der Posten, in dem er Verantwortung für die wichtigsten Business-Entscheidungen trägt und der ihn ins Rampenlicht der IT-Industrie brachte. Vor Microsoft arbeitete der 1956 bei Detroit geborene Ballmer bei Procter & Gamble. Sein Business-Know-how holte er sich auf der Stanford University Graduate School of Business.

Ballmer gilt als laut und temperamentvoll. Legendär ist sein ausgeflippter „Monkey-Auftritt“ auf einer Microsoft-Konferenz, der zu den Dauerbrennern auf Youtube zählt. Sehenswert auch die Werbespots für Windows 1.0/2.0 und XP, in denen Ballmer das Betriebssystem brüllend anpreist.

Craig Mundie, Chief Research and Strategy Officer
Craig Mundie ist einer der Gründer von Alliant Computer Systems, einem Unternehmen, das Anfang der Achtzigerjahre Supercomputer mit Vektortechnik entwickelte. Mundie ist Elektrotechniker und Informatiker und direkt CEO Steve Ballmer unterstellt. Zuständig für die Bereiche Forschung und Strategie dürfte Mundie einen der interessantesten Jobs bei Microsoft haben. Er wird über die weitere strategische Positionierung von Windows bestimmen.

Er ist seit 1992 bei Microsoft und war in den 90er Jahren an der Entwicklung des Mobile-Betriebssystems Windows CE beteiligt. Im August 2000 wurde der Microsoft-Manager vom damaligen US-Präsidenten Bill Clinton in ein Komitee berufen, das die Sicherheit der Telekommunikations-Infrastruktur verbessern sollte. Bis heute berät er die Regierung in Sicherheitsfragen.

Ray Ozzie, Chief Software Architect
Seit Juni 2006 ist Ozzie der oberste Software-Architekt Microsofts, eine Rolle, die bis dahin Bill Gates eingenommen hatte. Er ist verantwortlich für die technischen Grundlagen der Microsoft-Produkte. Früher war Ozzie bei dem Unternehmen Iris Associates, bei dem er die Entwicklung von Lotus Notes initiierte und leitete. Ebenso wie Mundie hat auch Ozzie ein Informatikstudium absolviert. Ozzie gilt als Computer-Visionär und wurde schon 1995 vom US-amerikanischen Fachblatt PC Magazine zur „Person of the Year“ gewählt. Seitdem hat er eine Reihe weiterer Auszeichnungen eingesammelt.

Bill Gates selbst wird sich keineswegs ganz von Microsoft zurückziehen, sondern weiterhin Vorsitzender bleiben, aber keine Entscheidungen mehr treffen (non executive). Gelegentlich soll er an Einzelprojekten weiterarbeiten.

Daneben will Gates seine Energie auf die Bill & Melinda Gates Foundation konzentrieren. Die aus dem Privatvermögen von Gates finanzierte Stiftung kümmert sich hauptsächlich um Gesundheits-Projekte für die Dritte Welt, beispielsweise die Entwicklung von Impfstoffen. Sie gilt als größte Privatstiftung der Welt.

Auch wenn sich jetzt andere um die Entwicklung des Vista-Nachfolgers Windows 7 kümmern werden, der elder statesman der IT-Welt wird nicht so schnell zur Ruhe kommen.

     Quelle: netzwelt.de

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