‚Dirty-Dancing‘-Star Jennifer Grey: „Als Teenager habe ich ein Doppelleben geführt!“ Der Spielfilmsender Tele 5 zeigt den Kultklassiker ‚Dirty Dancing‘ am 28. Dezember um 20.15 Uhr
„Mein Baby gehört zu mir!“ Millionen Menschen haben Patrick Swayze diesen Satz in ,Dirty Dancing‘ sagen hören und sich wie er in die süße Jennifer Grey verliebt. Zum 20. Geburtstag des romantischen Tanzmärchens erzählt die heute 47-jährige Schauspielerin von ihren Selbstzweifeln, den Pannen beim Dreh und wie sie die Rolle ihres Lebens bekommen hat.
‚Dirty-Dancing‘-Star Jennifer Grey: „Als Teenager habe ich ein Doppelleben geführt!“
Der Spielfilmsender Tele 5 zeigt den Kultklassiker ‚Dirty Dancing‘ am 28. Dezember um 20.15 Uhr. Foto: Tele 5.
Frage: Was dachten Sie, als Sie das Drehbuch gelesen hatten?
Jennifer Grey: Ich wusste sofort, dass das die perfekte Rolle für mich ist. Mir schoss durch den Kopf: ,Moment mal, das bin doch ich‘. Also ging ich zum Vortanzen.
Zu welcher Musik absolvierten Sie das Casting?
Man sollte seine eigene Musik mitbringen. Ich hatte ,I want you back‘ von den Jackson 5 dabei. Ich glaube, mit der Nummer habe ich voll ins Schwarze getroffen. Vor allem, weil ich keine Choreografie hatte, sondern einfach drauf losgetanzt hab. Diese Natürlichkeit kam an – wahrscheinlich auch, weil sie ein wichtiger Teil meiner Rolle war.
Sie waren damals 27. Was ist Ihnen vom Vortanzen noch in Erinnerung geblieben?
Ich weiß noch genau: Es war am Broadway, in der 41. Straße. Ich trug Stulpen – schließlich waren es die 80er – und hab mich völlig in Trance getanzt, weil ich Angst vor den vielen Leuten hatte.
Was hat sie an der Geschichte von ,Dirty Dancing‘ besonders gereizt?
Zu Hause oder auf der Schule war ich immer die Brave. Als Teenager habe ich dann ein richtiges Doppelleben geführt. Ich war jeden Abend im ,Studio 54′ und lebte dort meine geheime, dunkle und rebellische Seite aus. Das war wichtig, um mich von meinen Eltern abzunabeln. Ohne diese Zeit würde ich wahrscheinlich heute noch bei ihnen wohnen. Und genau dieser Abnabelungsprozess ist ja auch das Thema von ,Dirty Dancing‘.
Standen noch andere Männer für die Rolle des Johnny Castle zur Wahl?
Ja, einer davon war Billy Zane. Ich dachte, dass er die Rolle bekommt. Er hatte sehr viel von Marlon Brando, vor allem diese sexuelle Anziehungskraft. Und dann war da noch Patrick. Mit ihm hatte ich bereits bei ,Die rote Flut‘ zusammengearbeitet. Wir kannten uns also schon ganz gut und es war sehr leicht, mit ihm zu tanzen.
Sie mussten auch schon mal ein Casting verloren geben. Vier Jahre zuvor hätten Sie beinahe die Hauptrolle in ,Flashdance‘ bekommen. Doch dann machte Jennifer Beals in letzter Sekunde das Rennen.
Ich war am Boden zerstört. Es war die große verpasste Chance meines Lebens! In ,Dirty Dancing‘ konnte ich jetzt endlich allen beweisen, was ihn mir steckt. Das war schon eine große Sache.
Die sicher auch mit hohen Erwartungen verbunden war?
Ja, von anderen, aber auch von mir selbst. Der Druck war riesig. Ich wusste ja, dass ich mit jemand anderem diesen Film tragen würde. Und es konnte sein, dass sich ihn niemand ansehen würde. Außerdem konnte ich den Film nicht einordnen. Er kam mir ein wenig unanständig vor. Aber ich wusste nicht, ob er richtig schmutzig werden und ich in einem Softporno landen würde. Deshalb wollte ich auch nicht, dass meine Eltern ihn sehen.
Sind diese Befürchtungen beim Dreh verschwunden oder wurden sie nur noch verstärkt?
Auch die Dreharbeiten fühlten sich irgendwie anders an als normalerweise, eher wie ein Experiment. Wir haben täglich mehrere Stunden getanzt und die Choreografie einstudiert. Abends sind wir immer zusammengekommen, sind die einzelnen Szenen durchgegangen, haben sie besprochen und verbessert. Das war eine tolle Zeit. Irgendwie magisch.
Gab es auch unschöne Erlebnisse?
Zu den eher unangenehmen Erinnerungen gehören die Proben für die Tanzszene im See: „Das Wasser war so schrecklich kalt, dass ich dachte: ,Kann man sterben, wenn die Brustwarzen explodieren?‘ Heute würde ich nicht mehr in so etwas Kaltes springen, aber damals war ich jung und hungrig. Denkwürdig war auch der Dreh für das große Tanz-Finale. Die Bühne war frisch gestrichen und klebrig. Ich konnte mich kaum drehen, weil die frische Farbe an meinen Füßen klebte. Nach einer Weile war der Boden dann plötzlich spiegelglatt. Um ihn griffiger zu machen, haben wir Cola darüber geschüttet.
Waren Sie von Anfang an überzeugt davon, dass der Film ein Erfolg werden würde?
Überhaupt nicht. Zur ersten Pressevorführung ging ich mit meiner Agentin. Ich wusste, dass sie den Film hasste. Nach der Preview versuchte sie mich zu trösten, indem sie mir versicherte, dass sich niemand den Film ansehen würde. Und wenn doch, würde mir keiner die Schuld geben. Ich ging nach Hause und dachte: ,Was hab ich da nur getan?‘ Ich habe sogar überlegt, mit der Schauspielerei aufzuhören.
Was Sie dann glücklicherweise nicht getan haben.
Nein, denn nach der zweiten Pressevorführung waren plötzlich alle wie elektrisiert und fanden mich überhaupt nicht schrecklich. Wenige Tage, bevor der Film in die Kinos kam, war dann auch noch ein Foto von Patrick und mir im Kulturteil der ,Sunday New York Times‘. Das Bild nahm eine halbe Seite ein – und zwar die obere Hälfte der Seite. Und ich dachte: ,Wow, so ist das also!‘ Innerhalb von wenigen Tagen durchlebte ich alle Höhen und Tiefen. Es ging von ,Der Film ist schlecht und ich auch‘ bis zu ,Du bist Amerikas Liebling!‘
Und das ist Jennifer Grey geblieben, zumindest in Deutschland: Im vergangenen Herbst wählten die Tele 5-Zuschauer ,Dirty Dancing‘ zu ihrem absoluten Favoriten.