Rheinische Post: Sommermärchen – zweiter Teil
– Von Robert Peters
Das hat gerade noch gefehlt. Kaum hat sich das Fußball-Land zähneknirschend damit abgefunden, dass die Nationalelf in den Rumpelfußball der jüngeren Steinzeit zurückfällt, da weckt ein bezauberndes Viertelfinal-Spiel gegen angemessen verblüffte Portugiesen ganz Deutschland.
Feiernde Fans verstopfen die Innenstädte mitten in der Nacht, Zuversicht wohnt in den Augenblicken, keiner redet von Energiepreisen. Es schmeckt nach Aufbruchstimmung. Selbst die große Politik sieht Vorbilder in ein paar fröhlichen Jungs in kurzen Hosen. Das hatten wir doch schon mal. Und es ging vor zwei Jahren als Sommermärchen in die Geschichte ein. Fortgewirkt hat es als sportlicher Anspruch. Es reicht den Deutschen nicht mehr, nur zu gewinnen. Sie wollen guten Fußball sehen und guten Fußball spielen. Fortgewirkt hat es auch in einem erfreulich unverkrampften Umgang mit nationalen Symbolen. Niemand hält es mehr für verdächtig, inbrünstig das Deutschland-Lied zu schmettern. Die schwarz-rot-goldene Fahne reitet auch wegen der WM 2006 in diesem Jahr auf (mindestens) jedem zweiten Auto durchs Land. Und die Lust auf eine große Party speist sich aus der Erinnerung an das gute Gefühl vom Sommer 2006. Seit Donnerstagabend gibt es wieder einen Grund zum Feiern. Schön.