Wissenschaftler des Suchttherapie-Zentrums Accelerated Recovery Center in Atlanta therapieren ihre Patienten in der virtuellen Realität von secondlife.
Damit ist die Institution die weltweit erste Drogen- und Alkoholikerhilfe, die die Online-Welt in ihr Therapiekonzept integriert, berichtet der Spiegel Online. Neben der „Offline-Therapie“ werden Alkoholabhängige auf der virtuellen Insel „Identity Island“ betreut. In der Web-Welt werden Einzel- und Gruppengespräche durchgeführt. Darüber hinaus durchlaufen die Patienten „spezielle Trainingsprogramme, in denen sie lernen, auch in Stresssituationen dem Alkohol zu widerstehen“, schreibt der Spiegel. Dem Therapie-Zentrum zufolge würde vieles darauf hindeuten, dass die Einbindung virtueller Welten Suchttherapien erheblich verbessern kann.
„Wenn Second Life die Realität abbildet, dann gehört die Alkoholberatung sicherlich dazu. Das darf nur nicht so weit führen, dass die Therapie in der virtuellen Welt als ausschließliche Möglichkeit betrachtet wird“, meint Christa Merfert-Diete, Pressereferentin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen dhs.de, im Gespräch mit pressetext. Derzeit läuft das Second-Life-Therapieprogramm des Accelerated Recovery Centers in einer Testphase, deren Ergebnisse „demnächst“ veröffentlicht werden sollen. Über einen Zeitraum von bereits neun Monaten nehmen rund 100 Patienten und ein Dutzend Therapeuten an der groß angelegten Initiative teil.
Second Life bietet einerseits den Vorteil, dass Süchtigen orts- und zeitunabhängige Hilfe geboten werden kann. Dies sei in einer Therapie besonders angesichts von Stresssituationen äußerst nützlich. Andererseits birgt die Methode den Nachteil, dass zwischenmenschliche Kontakte eben doch „nur“ virtuell stattfinden. „In einer Therapie ist die persönliche und vertrauensvolle Betreuung wichtig, die von den Patienten bei professionellen Beratungsstellen oder auch Selbsthilfegruppen gesucht werden“, erklärt Merfert-Diete gegenüber pressetext. Während die Rückfallquote von Alkoholikern in den USA bei etwa 65 Prozent liegt, wird in Deutschland Schätzungen zufolge jeder zweite Patient nach einer Therapie rückfällig. Die Suchtberatung in Deutschland sei gut ausgebaut und funktioniere flächendeckend. „Derzeit gibt es keine konkreten Pläne, in eine ähnliche Richtung zu gehen und in Deutschland virtuelle Therapien anzubieten“, schließt die Expertin.
Aussender: pressetext.de