Das Internet erlebt als Web 2.0 seine zweite Hochphase, „user generated content“ steht zunehmend im Fokus der medialen Öffentlichkeit, etablierte Medienunternehmen zahlen hohe Millionenbeträge für die Beteiligung an neuen Kommunikationsplattformen.
Werden die Menschen im „Mitmachnetz“ nun reihenweise von passiven Konsumenten zu aktiven, selbst produzierenden „Prosumenten“? Eine aktuelle Studie von TNS Infratest MediaResearch zeigt, dass die überwiegende Zahl der Internet-nutzer die neuen Angebote zunächst noch wie klassische Medien nutzt – nämlich passiv.
Erst ein heimischer Breitband-Zugang ins Internet macht die Nutzung von Web 2.0-Angeboten wie zum Beispiel Videoplattformen oder Podcasting richtig attraktiv. In Deutschland verfügt im Herbst 2007 knapp die Hälfte der über 14- Jährigen (47 Prozent oder 30,4 Mio.) zu Hause über einen solchen Anschluss. Von diesen können 5,7 Millionen bzw. neun Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland als „Prosumenten“ klassifiziert werden – also als Nutzer, die Inhalte aktiv ins Internet hochladen, gestalten oder verändern. Die anderen breitbandigen Internetnutzer nutzen die entsprechenden Internet-Angebote lieber nur passiv (28 Prozent/18,1 Mio.) oder gar nicht (zehn Prozent/6,6 Mio.). Der verbleibende Bevölkerungsanteil hat zu Hause keinen Breitbandanschluss (15 Prozent/ 9,9 Mio.) oder auch keinen Internet-Zugang (37 Prozent/ 24,2 Mio.).
Dabei ist wenig überraschend, dass der Anteil der Prosumenten am stärksten mit dem Alter zusammenhängt: Je jünger, desto aktiver gehen die Internetnutzer mit neuen Web 2.0-Angeboten wie Weblogs, Podcasts, digitalen Foto- oder Videoplattformen und dem Verfassen beziehungsweise Ändern sogenannter Wiki-Einträge um. Bei den 14- bis 29-Jährigen hat sich bereits jeder Dritte (= 4,3 Mio.) aktiv an mindestens einem solcher Web 2.0-Angebot beteiligt. In der Altersgruppe der 30- bis 49- Jährigen sind dies gerade noch sechs Prozent (1,3 Mio.) und bei den über 50-Jährigen sinkt der Wert auf kaum noch messbare 0,4 Prozent. Auch Menschen mit hoher formaler Bildung oder einem hohen Haushalts-Nettoeinkommen sind überdurchschnittlich häufig unter den „Prosumenten“ zu finden.
Die Marktforscher von TNS Infratest haben nicht nur die aktive, sondern auch die passive Nutzung von den Web 2.0-Inhalten Weblogs, Podcasts, digitalen Foto- und Videoplattformen, sowie sogenannten Wikis erhoben. Ergebnis: Sogenannte Weblogs oder Blogs, also Online-Tagebücher, werden von insgesamt 14 Prozent (9,1 Mio.) aller über 14-Jährigen zumindest gelegentlich gelesen. Eigene Weblogs werden allerdings nur von zwei Prozent (1,3 Mio.) der Bevölkerung veröffentlicht.
Ähnlich viele Menschen (14 Prozent) surfen zumindest gelegentlich auf sogenannten Fotosites wie flickr, snapfish oder MAGIX. Immerhin haben bereits sechs Prozent (4,1 Mio.) in den letzten 12 Monaten selbst gemachte digitale Fotos ins Internet hochgeladen und dort öffentlich zugänglich gemacht. Ein Großteil dieser Fotos landet dabei offenbar auf selbst gestalteten eigenen Websites. Besonders Videoportale wie YouTube, MyVideo oder Clipfish erfreuen sich ganz offensichtlich großer Beliebtheit, denn 14,6 Millionen (23 Prozent) besuchen zumindest gelegentlich entsprechende Internet-Angebote.
Eigene Videos bzw. Fernsehclips auf solche Seiten hochgeladen haben aber nur etwa eine Million Nutzer (zwei Prozent). In der passiven Nutzung werden Videoportale nur von Wikis wie Wikipedia übertroffen. Es gibt aber auch Stadt- beziehungsweise Regional-Wikis, Reise-Wikis oder Wikis zu Fachthemen. 28 Prozent oder 17,8 Mio. Personen in Deutschland nutzen solche Angebote zumindest gelegentlich. Dem stehen allerdings wiederum nur knapp eine Million Nutzer (zwei Prozent) gegenüber, die Wiki-Beiträge selber verfassen, online verändern oder redigieren. Podcasts, also regelmäßig im Internet zum Download bereitgestellte hörbare Sendungen, werden immerhin von 13 Prozent der Bevölkerung oder 8,5 Millionen Personen ab 14 Jahren hin und wieder genutzt. Eigene Podcasts veröffentlichen dagegen nur 0,2 Prozent.
Weitere Internetangebote, die untersucht wurden, sind Mitgliedschaften in sogenannten Online-Communities wie studiVZ, XING oder Lokalisten. Dies sind Netzwerke zu unterschiedlichen Themen oder Interessen, die dem persönlichen Austausch zwischen den Mitgliedern dienen. Nach den vorliegenden Ergebnissen sind mittlerweile bereits knapp zwölf Prozent (oder 7, 5 Mio.) der über 14-Jährigen in Deutschland Mitglied in mindestens einem dieser Online-Netzwerke. Bei den 14- bis 29- Jährigen sind es sogar 39 Prozent. Auch hier finden sich also die bereits erwähnten starken Zusammenhänge zwischen der Mitgliedschaft in einer solchen Community und den Variablen Alter, Bildung und Haushalts-Nettoeinkommen.
Informationen zur Studie „User generating content“
Für die Studie wurden insgesamt 1.000 Personen ab 14 Jahren in Deutschland telefonisch befragt. Die Studie wurde im September 2007 als eigenständiges Projekt der TNS Infratest MediaResearch, einem Mitglied der TNS Convergence Group, durchgeführt und ist repräsentativ für die deutsch sprechende Bevölkerung ab 14 Jahren.