Helmut-Schmidt-Journalistenpreis 2007

Helmut-Schmidt-Journalistenpreis 2007: Gewinner geehrt – Ex-Kanzler nahm persönlich an der Auszeichnung kritischer Wirtschafts- und Verbraucherjournalisten in Hamburg teil.

Der Namenspatron ließ sich die Preisverleihung nicht entgehen: Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt war persönlich anwesend, als am Donnerstagabend im Hotel Atlantik die Gewinner des nach ihm benannten Journalistenpreises geehrt wurden. Bereits zum zwölften Mal kürte die Direktbank ING-DiBa drei herausragende Beiträge aus dem Bereich des Wirtschafts- und Verbraucherjournalismus, die alltägliche Themen kritisch und lesefreundlich aufbereitet haben. Mehr als 90 Bewerber hatten ihre Texte einer hochkarätig besetzten Jury vorgestellt.

Ulrich Wickert und Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt Lehrstunde: Im Gespräch mit dem TV-Journalisten Ulrich Wickert beeindruckte Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt mit seiner Sicht auf den starken Euro und den Wachstumsmarkt China. Foto: ING DiBa

Den ersten Preis erhielt Gabor Steingart für seine im „SPIEGEL“ 37/2006 erschienene Titelgeschichte „Weltkrieg um Wohlstand“. Darin hinterfragt der Journalist und Buchautor das weltweite Wirtschaften und zeigt die Folgen der Globalisierung für den Verbraucher auf. Steingart belegt anschaulich, dass sich die Wirtschaftsmacht immer mehr in Richtung Asien verschiebt. Sein Fazit: Der Westen müsse sich gegen diese Gewichtsverlagerung wehren – dabei sei jeder Einzelne gefordert.

Den zweiten Platz teilen sich in diesem Jahr zwei Journalisten. Zum einen ist dies der Schweizer Reto U. Schneider. Sein Beitrag „Preiskampf in der Bückzone“, erschienen im NZZ Folio 11/2006, gewährt spannende Einblicke in die Welt der Verkaufspsychologie. Der Leser erfährt zum Beispiel, warum Männer im Kaufhaus den Umsatz verderben, und weshalb nach einer Einkaufstour drei Zahnstocherspender im Korb liegen, die man eigentlich gar nicht braucht.

Ebenfalls den zweiten Platz belegte Robert von Heusinger, dessen offener Brief an den „Lieben Staat“ in der „Zeit“ 44/2006 erschien. Darin zeigt der Journalist auf, wie kompliziert die Altersversorgung in Deutschland ist. Elegant und mit Tiefgang nimmt sich von Heusinger des eigentlich sperrigen Themas an. „Bitte, lass uns nicht allein“, fordert der Journalist den Staat auf.

Die drei Sieger wurden mit dem Preis ausgezeichnet, weil ihre Beiträge in herausragender Weise die vom Schirmherrn formulierten Anforderungen für hochwertigen Wirtschaftsjournalismus erfüllen. Die Devise des Altkanzlers und Diplom-Volkswirts Helmut Schmidt: „Journalisten, die ihr Handwerk beherrschen und verstehen, worüber sie schreiben, sollten auch komplizierte Dinge für alle verständlich ausdrücken können. Was ich erwarte, ist ein Wirtschaftsjournalismus, der es als sein Ziel ansieht, Zusammenhänge durchsichtig zu machen und zum kritischen Nachdenken anzuregen.“

Im Rahmen der Preisverleihung diskutierten Helmut Schmidt und Ex-Tagesthemen-Moderater und TV-Journalist Ulrich Wickert unter anderem über den starken Euro und den wachstumsstarken asiatischen Markt. Der Euro bleibt in den Augen des Alt-Bundeskanzlers die stabilste Währung – die wichtigste Devise werde jedoch aus China kommen. Außerdem stellte er sich gegen die grundsätzlich arrogante Haltung der westlichen Welt. „Wo steht geschrieben, dass wir zu missionieren haben?“, so Helmut Schmidt über die äußerst fragwürdige Legitimation Europas und der USA, anderen eine politische Kultur beizubringen.

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